HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. (Psalm 36, 6)

Liebe Gemeinde,

das Titelbild der aktuellen Ausgabe des RUNDBLICK zeigt einen See, eine Plattform oder einen Anleger, das Ufer und den weiten Himmel darüber. Dem Licht nach zu urteilen ist es früher Abend, es ziehen Wolken recht niedrig über den sonst blauen Himmel. Das Bild vermittelt Ruhe, fast meditative Stille.

Man möchte sich dort hinsetzen, vielleicht die Füsse vom Wasser umspielen lassen, die Zeit vergessen, entspannen, die Seele baumeln lassen.

Ein schönes Bild, das einlädt zu verweilen und zu träumen.

Als ich das Bild sah, kam mir sofort das Wort aus Psalm 36, 6 in den Sinn.

So müsste es wohl aussehen, wenn man dieses Wort ins Bild setzen wollte, habe ich gedacht.

Gottes Güte so weit wie der Himmel… das ist ein schönes Bild. Unter Güte „…versteht man eine freundliche, wohlwollende und nachsichtige Einstellung gegenüber Anderen.“

So definiert es Wikipedia.

Diese Einstellung bekennt der Psalm hat Gott. Und sie erschöpft sich nicht in engen Grenzen, sie ist weit, grenzenlos weit wie der Himmel über uns, wie der Himmel auf der Titelseite.

Wie seine Güte, so weit und grenzenlos, o ist auch seine Wahrheit. Und die ist keine menschliche Rechthaberei, keine absolute, losgelöste Theorie.

Gottes Wahrheit ist die treffende und gültige Bestimmung von Schöpfung und Mensch.

Sie ist nicht unabhängig von Zeit und Raum sondern ganz und gar auf diese bezogen.

In ihrer Mitte steht der Mensch, wir selbst.

Gottes Wahrheit sagt, was und wer wir ursprünglich und eigentlich sind und sein sollen: Partner, Gegenüber, Du und Ich, Ich und Du.

Diese Wahrheit ist nicht eng, dogmatisch oder stur, sie ist so weit wie der Raum den die Wolken durchmessen.

Sie gibt Raum für Freiheit und Interpretation, für uns Menschen und unsere konkrete Situation.

Weite und Freiheit zeigt das Bild.

Weite und Freiheit gewährt uns Gott, damit wir in Beziehung zu ihm und den anderen Menschen unser Leben gestalten.

Diesen weiten, freien Raum zu erleben, mit Leben zu füllen, sind wir immer wieder neu eingeladen und dazu uns immer wieder an der Natur und Bildern von ihr zu erfreuen.

 

Es grüßt Sie herzlich

 

Ihr 

Pfarrer Rolf Klein